Synagoge am Börneplatz
1939
Als mit dem Überfall auf Polen der Zweite Weltkrieg begonnen hatte, veränderte sich auch das Leben in Frankfurt. In
ganz Deutschland war eine "Verdunklungsanordnung" in Kraft getreten und so gab es in Frankfurt nachts keine
Straßenbeleuchtung mehr. Lebensmittel waren nur noch auf Bezugskarten zu erhalten. Am 3. April 1939 wurde die
jüdische Gemeinde zum Verkauf ihrer Grundstücke und Liegenschaften gezwungen.
1941- 45
Ab Herbst mußten Juden in der Öffentlichkeit den gelben Stern auf der linken Brustseite tragen.
Im Jahr 1941 begannen in Frankfurt auch die großen Deportationen nach Theresienstadt, Lodz,
Izbica, Majdanek, Minsk, Kaunas und Auschwitz. Sammellager war die Großmarkthalle an der
Hanauer Landstraße. Von den 10.600 aus und über Frankfurt Deportierten erlebten 1945 weniger
als 600 Menschen die Befreiung. Vom November 1938 bis zum offiziellen Auswanderungsverbot
am 23. Oktober 1941 emigrierten etwa 7.000 Frankfurter Juden. Mit einem jüdischen
Bevölkerungsanteil von 4,7% hatte Frankfurt vor Hitlers Machtübernahme an der Spitze
der deutschen Großstädte vor Berlin und Breslau gestanden. Im Jahr 1943 verkündete Gauleiter
Sprenger, Frankfurt sei "judenfrei".
1938-39
Am Morgen des 10. November 1938 brannten in Frankfurt die
Synagogen, jüdische Geschäfte und Privatwohnungen wurden mutwillig
demoliert und geplündert. 2621 jüdische Männer wurden verhaftete und
in die Festhalle getrieben und später nach Buchenwald, einige auch
nach Dachau verschleppt. Das Alltagsleben in Frankfurt war geprägt von
immer größeren Schikanen. Juden durften weder ausgehen, noch war es
ihnen erlaubt öffentliche Verkehrmittel zu benutzen. Juden mußten
Sondersteuern zahlen, wie etwa die Judenvermögensabgabe oder
die Reichsfluchtsteuer, wenn sie auswanderten. Weder das Steuergeheimnis
noch der Schutz personenbezogener Daten galten für Juden. Alle jüdischen
Einrichtungen standen nach dem Novemberpogrom unter der Kontrolle städtischer
Behörden. Schon im April des Jahres 1938 waren die beiden jüdischen
Gemeinden der Stadt zwangsvereinigt worden. Die Jüdische Gemeinde
erhielt nun die Aufgabe darüber zu wachen, daß die Verordnungen der
Gestapo eingehalten wurden.
1933
Mit der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler ebnete der Präsident der Republik, Paul von Hindenburg, den
Weg in den NS-Staat. Nur zwei Tage später löste die neue Regierung unter Hitler den Reichstag in
Berlin auf. In Preußen, zu dem auch Frankfurt gehörte, ordnete der Kommissarische Innenminister Hermann Göring an, die
Gemeindevertretungen aufzulösen. Bei den Reichstagswahlen am 5. März 1933 gaben knapp 170.000 Frankfurter
der NSDAP ihre Stimme (44,1%), 0,2% mehr als im Reichsdurchschnitt. Eine Woche später bei der Wahl zur
Stadtverordnetenversammlung schnitt die NSDAP mit 47.9% der Stimmen ab, ein Sitz fehlte zur absoluten
Mehrheit. Am nächsten Tag wurde der Oberbürgermeister Ludwig Landmann für abgesetzt erklärt und an seiner
Stelle der Nationalsozialist Friedrich Krebs eingesetzt. Am 1. April wurde zum Boykott jüdischer Geschäfte,
Anwaltskanzleien und Arztpraxen aufgerufen. "Kauft nicht beim Juden", hieß es. Das "Gesetz zur
Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" vom 7.4.1933 führte dazu, dass an der Frankfurter Universität
innerhalb eines Jahres mehr als ein Drittel der Hochschullehrer entlassen wurden. Das Gesetz "Gegen die
Überfüllung von deutschen Schulen und Hochschulen" beschränkte den Zugang von Juden zu schulischer und
universitärer Ausbildung. Am 10. Mai 1933 demonstrierten Frankfurter Studenten und Professoren das
Kulturverständnis der Nationalsozialisten: marxistische und "undeutsche" Literatur wurde auf dem Römerberg verbrannt.
1934-37
Je länger die Herrschaft der Nationalsozialisten dauerte, desto bedrohlicher wurde die Verfolgung der Juden.
Jeder Schritt aus der Wohnung bedeutete die Konfrontation mit Verboten, Diskriminierungen und Anfeindungen.
An den Schulen begann oder endete die Schulwoche mit dem Hissen der Flagge auf dem Schulhof; die
Unterrichtsstunden begannen und schlossen mit "Heil Hitler". Die Uniformen der verschiedenen
Parteigliederungen, vom "Jungvolk" bis zur Schutzstaffel (SS), gehörten nun zum Alltag, ebenso wie das
allgegenwärtige Hakenkreuz.